Friederike Klein

Wissenschaftliche Fachkommunikation

COVID-19-Pandemie: Kindersegen oder Kindersorgen?

In Deutschland scheint die Geburtenrate in der durch SARS-CoV-2 hervorgerufenen COVID-19-Pandemie gegenüber der Phase vor der Pandemie leicht zugenommen zu haben. Das ist nach einer Untersuchung einer europäischen Forschergruppe aber nur in vier von insgesamt 18 untersuchten wirtschaftsstarken Ländern inklusive der USA der Fall gewesen.

Geburteneffekt von COVID-19 ab November 2020

Die Forscher hatten zunächst die Rohdaten zu Geburten nach November 2020 (9 Monate nach Beginn der COVID-19-Pandemie im Februar 2020) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ausgewertet und in weiteren Analysen andere Einflussfaktoren und längere Vergleichszeiträume berücksichtigt. Danach ist die Zunahme der Geburtenrate in Deutschland nicht signifikant gestiegen, also im Rahmen dessen, was auch durch Zufall gemäß der Schwankungen in früheren Jahren zu erwarten wäre. Eine starke und signifikante Abnahme der Geburtenrate durch die COVID-19-Pandemie verzeichnen dagegen Ungarn, Italien, Spanien, Portugal, Belgien, Österreich und Singapore.

Trends und mögliche Ursachen

Die Auswertung der Geburtenraten seit 2016 belegt, dass sich in einigen Ländern, beispielsweise in Spanien, in der Pandemie ein zuvor schon bestehender Trend rückläufiger Geburtenraten weiter fortgesetzt hat, während in Portugal zuvor die Geburtenraten über mehrere Jahre hinweg in etwa stabil gewesen waren, ehe sie nach Beginn der Pandemie zu sinken begannnen. Dass in Deutschland, aber auch der Schweiz oder den Niederlanden die Geburtenraten bislang nicht deutlich abgefallen sind, könnte laut der Autoren ein Effekt der Maßnahmen zur Unterstützung von Familien und zur Fortführung der Beschäftigung in der Pandemie sein.

Quelle: Arnstein Aassve et al. Early assessment of the relationship between the COVID-19 pandemic and births in high-income countries. PNAS 2021, Aug 30

Autor: FK

Diplom Biologin, Wissenschafts- und Medizinjournalistin und Redakteurin

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