Friederike Klein

Wissenschaftliche Fachkommunikation

Psychedelische Medizin ist wieder da

Es klingt nach Flower-Power-Revival: LSD (Lysergsäurediethylamid) könnte wieder Einzug in die Psychotherapie halten. In der Schweiz wird derzeit eine placebokontrollierte Studie dazu durchgeführt. Das Ziel: Mit einer oder wenigen Sitzungen mit dem Halluzinogen einen Zugang zu eigenen Ängsten im Rahmen einer schweren Erkrankung erhalten. Die mit der Droge gemachten Erfahrungen werden dann in Folgesitzungen psychotherapeutisch bearbeitet. Der Einsatz von LSD zur Unterstützung der Psychotherapie war schon Anfang der 1970er Jahre im Rahmen der psychedelischen Medizin versucht worden, wegen des steigenden Konsums im Privatbereich und dem darauf folgenden Verbot von LSD aber zum Erliegen gekommen.

Die Wiederentdeckung von LSD für psychotherapeutische Zwecke ist kein Einzelfall: In den USA soll in Kürze in zwei großen Therapiestudien 3,4-Methoxymethamphetamin, besser bekannt als Ecstasy, zur Unterstützung der psychotherapeutischen Therapie von posttraumatischen Belastungsstörungen eingesetzt werden. Das Halluzinogen Psylocybin aus Pilzen war bei einem ähnlich begrenzten Einsatz im Rahmen einer Psychotherapie in Studien gegen Depression und Ängste wirksam.

Wohlgemerkt: Es geht nicht um die regelmäßige Einnahme illegaler Drogen unter dem Deckmäntelchen der Medizin, sondern nur um eine gezielte Nutzung des Effekts bei einer oder wenigen Sitzungen mit anschließender Aufarbeitung des Erlebten in einer Psychotherapie. Erst durch größere kontrollierte Studien kann geklärt werden, in welchem Rahmen dieser Einsatz von Drogen wirklich hilfreich sein kann, ohne Patienten zu gefährden. Die Nutzung außerhalb von Studien ist deshalb nicht nur wegen juristischer Fragen derzeit keine Option. Die Ergebnisse der Studien sollten erst einmal abgewartet werden, möglicherweise gibt es dann eines Tages sogar eine offizielle Zulassung dieser Therapie.

Finanzkräftige Sponsoren für solche Studien aus der Industrie gibt es nicht, die laufenden oder demnächst startenden Studien werden durch öffentliche und Non-Profit-Organisationen wie die nordamerikanische Multidisciplinary Association of Psychedelic Studies (MAPS) unterstützt.

Mein  ausführlicher Beitrag zu dem Thema mit einem Interview mit Dr. Peter Gasser aus Solothurn, der die LSD-Studie in der Schweiz leitet, ist in der Ausgabe 9/10 der Zeitschrift DNP Der Neurologe und Psychiater erschienen.

Autor: FK

Diplom Biologin, Wissenschafts- und Medizinjournalistin und Redakteurin

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