Friederike Klein

Wissenschaftliche Fachkommunikation

11. Juli 2018
von FK
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Kein Diesel ist auch keine Lösung

Nachdem Benzinmotoren dank Katalysatoren umweltfreundlicher geworden sind, stehen seit dem Skandal um Abschaltvorrichtungen Dieselmotoren besonders in der Kritik. Aus allergologischer, medizinischer und biologischer Sicht ist aber das Ausmaß des Verkehrs insgesamt das Problem. Fahrverbote für diesel-betriebene Fahrzeuge in begrenzten Arealen einer Stadt haben kaum mehr als kosmetische Effekte. Aber nicht einmal das erfolgt konsequent.

Die Wissenschaft kann da nur begrenzt helfen – die Verantwortung liegt bei Gesellschaft und Politik. Die Gesundheitsprobleme im Zusammenhang mit den Verkehrsemissionen sind bekannt und gut belegt, die Luftverschmutzung kann früh genug festgestellt werden, aber wenn wir nicht bereit sind, etwas zu ändern, auch gegen Industrieinteressen, werden Tausende von Menschen jährlich in der Bundesrepublik infolge der Luftverschmutzung sterben.

Professor Jeroen Buters, Toxikologe vom Zentrum für Allergie und Umwelt (ZAUM) am Helmholtz-Institut in München, forderte anlässlich des Kongresses der Europäischen Gesellschaft für Allergie und klinische Immunologie (EAACI) Ende Mai in München als erste kleine Schritte:

  • Automatikwagen abschaffen (verbrauchen 4% mehr Treibstoff)
  • Gewicht und Leistung von Fahrzeugen reduzieren (genau das Gegenteil passiert allerdings bei den immer schwerer werdenden Automobilen)
  • den Kraftstoffpreis erhöhen über eine Luftverschmutzungssteuer
  • mehr gasbetrieben Wagen kaufen und bei Hybridantrieb sooft wie möglich Biogas verwenden. Biogas emittiert gegenüber Benzin nur sehr wenig Partikel, weniger CO2 und sehr viel weniger Stickoxide.

Und in der Urlaubszeit: Ferienziele in der Nähe sind auch schön und öffentliche Verkehrsmittel bringen einen hierzulande an viele lohnenswerte Orte.

Übrigens: Das Nashorn ist auch nicht aus Afrika, sondern an einem herrlichen Tag im Juni im Zoo in München aufgenommen.

26. März 2018
von FK
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Wenn Menschen fasten, um zu sterben

Der freiwillige Verzicht auf Nahrung und Flüssigkeit, nicht ganz richtig auch „Sterbefasten“ genannt, ist für mache Menschen mit unerträglichem Leid eine selbstbestimmte Alternative zur Sterbehilfe. Mögliche Leiden durch den Verzicht auf Trinken und Essen können mit geeigneten Maßnahmen vermindert werden. Wenn Mediziner um Hilfe gebeten werden, begeben sie sich aber in ein ethisches und juristisches Dilemma. Mein Bericht zu einer Veranstaltung der Evangelischen Akademie Tutzing, die sich mit diesen Themen auseinander gesetzt hat, ist in der Zeitschrift Schmerzmedizin, Ausgabe 1/2018, erschienen.

8. Oktober 2017
von FK
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Psychedelische Medizin ist wieder da

Es klingt nach Flower-Power-Revival: LSD (Lysergsäurediethylamid) könnte wieder Einzug in die Psychotherapie halten. In der Schweiz wird derzeit eine placebokontrollierte Studie dazu durchgeführt. Das Ziel: Mit einer oder wenigen Sitzungen mit dem Halluzinogen einen Zugang zu eigenen Ängsten im Rahmen einer schweren Erkrankung erhalten. Die mit der Droge gemachten Erfahrungen werden dann in Folgesitzungen psychotherapeutisch bearbeitet. Der Einsatz von LSD zur Unterstützung der Psychotherapie war schon Anfang der 1970er Jahre im Rahmen der psychedelischen Medizin versucht worden, wegen des steigenden Konsums im Privatbereich und dem darauf folgenden Verbot von LSD aber zum Erliegen gekommen.

Die Wiederentdeckung von LSD für psychotherapeutische Zwecke ist kein Einzelfall: In den USA soll in Kürze in zwei großen Therapiestudien 3,4-Methoxymethamphetamin, besser bekannt als Ecstasy, zur Unterstützung der psychotherapeutischen Therapie von posttraumatischen Belastungsstörungen eingesetzt werden. Das Halluzinogen Psylocybin aus Pilzen war bei einem ähnlich begrenzten Einsatz im Rahmen einer Psychotherapie in Studien gegen Depression und Ängste wirksam.

Wohlgemerkt: Es geht nicht um die regelmäßige Einnahme illegaler Drogen unter dem Deckmäntelchen der Medizin, sondern nur um eine gezielte Nutzung des Effekts bei einer oder wenigen Sitzungen mit anschließender Aufarbeitung des Erlebten in einer Psychotherapie. Erst durch größere kontrollierte Studien kann geklärt werden, in welchem Rahmen dieser Einsatz von Drogen wirklich hilfreich sein kann, ohne Patienten zu gefährden. Die Nutzung außerhalb von Studien ist deshalb nicht nur wegen juristischer Fragen derzeit keine Option. Die Ergebnisse der Studien sollten erst einmal abgewartet werden, möglicherweise gibt es dann eines Tages sogar eine offizielle Zulassung dieser Therapie.

Finanzkräftige Sponsoren für solche Studien aus der Industrie gibt es nicht, die laufenden oder demnächst startenden Studien werden durch öffentliche und Non-Profit-Organisationen wie die nordamerikanische Multidisciplinary Association of Psychedelic Studies (MAPS) unterstützt.

Mein  ausführlicher Beitrag zu dem Thema mit einem Interview mit Dr. Peter Gasser aus Solothurn, der die LSD-Studie in der Schweiz leitet, ist in der Ausgabe 9/10 der Zeitschrift DNP Der Neurologe und Psychiater erschienen.

16. Februar 2017
von FK
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Schwierige medizinische Entscheidungen treffen

Operation oder nicht, die eine oder die andere Therapie – heute soll jeder Patient so gut informiert werden, dass er die Entscheidung über die medizinische Behandlung mit treffen und mittragen kann. Eine Hilfe bei schwierigen Entscheidungen, die Gesundheit oder das soziales Leben betreffen, wird im Internet von dem Angebot gesundheitsinformation.de des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen geboten. Ein interaktives pdf-Formular soll helfen, sich über persönliche Bedürfnisse klar zu werden, die nächsten Schritte zu planen und Fortschritte zu dokumentieren. Auch die Sicht anderer Menschen, die an der Entscheidung beteiligt sind, wird aufgegriffen.

Einfach ist die Mitwirkung bei der Entscheidung nicht – sicher ist es einfacher, ganz der Empfehlung des Arztes zu vertrauen. Aber die Folgen muss der Patient selbst tragen, mit allen Chancen und Risiken. Häufig gibt es keine eindeutig beste Theapie, alles hat seine Vor- und Nachteile. Deshalb ist es so wichtig, sich alles genau vom Arzt erklären zu lassen, sich gegebenenfalls selbst Informationen zu beschaffen, die eigenen Prioritäten zu gewichten und dann unter Abwägen aller Argumente mitzuentscheiden. Deshalb lohnt die Arbeit, die das Ausfüllen der interaktiven pdf-Datei macht.

15. Dezember 2016
von FK
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Flüchtlinge besser versorgen: Aus Einsätzen in Krisenregionen lernen

Anlässlich des Jahreskongresses der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) im November 2016 in Berlin diskutierten Vertreter aus Politik, Nichtregierungsorganisationen wie Ärzte ohne Grenzen und der Psychiatrie, was Menschen, die bei uns Schutz suchen, brauchen, um physisch und psychisch gesund zu bleiben oder zu werden. Erfahrungen aus Krisen- und Kriegsgebieten können dazu auch hierzulande hilfreich sein. Bewährt haben sich beispielsweise Berater aus dem jeweiligen Kulturkreis, die niederschwellig auf die Menschen zugehen. Für eine solche aufsuchende Hilfe ist Deutschland bislang nicht gut gerüstet. Lesen Sie meinen Bericht hier.

8. Juli 2016
von FK
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Der neue Journalismus

Für einen Beitrag für das Medium Fachjournalist zum Thema „Der neue Journalismus – Journalistenmarke schlägt Mittelmaß“ wurde auch ich zu meinen beruflichen Tätigkeiten in der digitalen Welt befragt. Zu finden unter dem Abschnitt Content erzeugt Wirkung. Resümme: Klar publiziere ich auch online, twittere, aktualisiere meine Homepage hier und schreibe auch Texte für Internetseiten,  aber das Geld verdiene ich doch immer noch überwiegend mit Zeitschriftenbeiträgen und anderen Printprodukten. Es gäbe noch viel Spannendes im Internet und in sozialen Netzwerken zu tun – aber auch mein Tag hat nur 24 Stunden.

18. Juni 2016
von FK
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Informierte Patienten machen Ärzten das Leben schwer

Mehr als die Hälfte der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in Deutschland geben nach einer Online-Umfrage der Bertelsmann Stiftung und der BARMER GEK an, informierte Patienten seinen schwierig. Ein Drittel der Mediziner glaubt, die Selbstinformation verwirre und könne das Vertrauen zum Arzt beeinträchtigen. Knapp ein Viertel der Teilnehmer gab sogar an, Patienten aktiv von der eigene Recherche im Internet abzuraten.

Statt abraten beraten

Verständlich scheint die kritische Haltung dem – meist online – informierten Patienten gegenüber schon, schaut man sich die unübersehbare Flut von Gesundheitsinformationen jeder Qualität im Internet an. Besser scheint aber doch die Beratung des Patienten über seriöse Quellen im weltweiten Netz. patienten-information.de ist so eine, leider kannten nur 21 Prozent der befragten Ärzte diese von Bundesärztekammer und Kassenärztlicher Bundesvereinigung, also der eigenen Zunft betriebene Informationsplattform. Ebenfalls empfehlenswerte Beispiels sind:

Informierte Entscheidung muss heute Standard sein

Es mag nicht für jeden Patienten das Richtige sein, sich umfassend über seine Beschwerden oder Krankheiten zu informieren, vielen Menschen hilft aber die aktive Auseinandersetzung mit dem, was da mit ihm vorgeht und was auf ihn zukommt. Heute gilt bei Diagnose und Therapie das Prinzip der informierten Entscheidung von Patient und Ärztin/Arzt gemeinsam und die dazu nötige Information kommt nicht nur vom Arzt oder der Ärztin, ob ihm/ihr das lästig ist oder nicht.

19. April 2016
von FK
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Streit um Krebsmedikamente – Patienten sind die Dummen

Immens hohe Preise für neue Krebsmedikamente erhitzen weltweit die Gemüter. Nicht nur in Deutschland ist unklar, wie die extrem teuren Innovationen in Zukunft noch bezahlt werden sollen. Die frühe Nutzenbewertung soll eigentlich helfen, einen angemessenen Preis im Verhältnis zum Nutzen für Patienten zu erzielen. Das klappt immer öfter nicht, wie das Beispiel Regorafenib zeigt. Es wird bei metastasiertem Darmkrebs und so genannten gastrointestinalen Sturmatumoren (GIST) eingesetzt, wenn andere Möglichkeiten der Behandlung versagt haben.

Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen hatte in seiner frühen Nutzenbewertung eigentlich festgestellt, dass die zur Verfügung stehenden Daten für einen geringen Zusatznutzen sprechen. Der Gemeinsame Bundesausschuss als beschlussfassendes Organ, in dem die Krankenkassen mit fünf Vertretern relativ stark vertreten sind, fand das in seiner Entscheidung zuletzt jedoch nicht.

Ein vom Gemeinsamen Bundesausschuss nicht bescheinigter Nutzen bedeutet aber eine sehr schwache Position bei der Preisverhandlung mit den Krankenkassen. Daraufhin hat BAYER Regorafenib am 15. April 2016 vom Markt genommen, weil das Unternehmen keine Möglichkeit sah, einen wirtschaftlich akzeptablen Preis zu erzielen.

Die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) kritisierte beide Seiten: BAYER habe im Verfahren zu Regorafenib bei GIST-Patienten kein Dossier für die Nutzenbewertung eingereicht und damit nicht die erforderliche Transparenz bezüglich der zugrundeliegenden Studiendaten ermöglicht. Auf der anderen Seite sei bei der G-BA-Entscheidung nicht nachvollziehbar, warum bei gleichen oder sogar etwas besseren Daten als in der Erstbewertung jetzt eine ungünstigere Festlegung zu Regorafenib erfolgte, und zwar sowohl entgegen dem Vorschlag des IQWiG als auch entgegen den Stellungnahmen der maßgeblichen internistischen Fachgesellschaften. Den Krankenkassen könne zudem eine härtere Verhandlungstaktik zur stärkeren Reduktion der Ausgaben für neue Arzneimittel unterstellt werden. Auch hier seien Transparenz und Fairness anzumahnen.

Ärzte und Patienten verunsichert die plötzliche Marktrücknahme natürlich. Begonnene Therapien können nur fortgesetzt werden, wenn das Medikament aus dem Ausland importiert wird. Nach Sipuleucel-T und Bosutinib ist Regorafenib bereits das dritte Krebsmedikament, das im Zusammenhang mit der frühen Nutzenbewertung vom deutschen Markt genommen wurde. Bosutinib soll nach erneuten Verhandlungen zwischen den Krankenkassen und dem pharmazeutischen Unternehmer eventuell wieder auf den Markt kommen.

Die DGHO fordert alle Beteiligten auf, das Vertrauen der Krebspatienten und der behandelnden Ärzte in die Verlässlichkeit der Versorgung mit neuen Arzneimitteln in Deutschland nicht durch inhaltlich nicht nachvollziehbare Entscheidungen, kurzfristige Marktrücknahmen oder überzogene Forderungen zu gefährden.

 

13. April 2016
von FK
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ICD zum Sterben abschalten

Ein implantierbarer Kardioverter / Defibrillator (ICD) kann bei lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen Leben retten. Bei Kammerflattern oder -flimmern bringen schockartige Impulse das Herz wieder in seinen Rhythmus. In der Sterbephase ist die Schockfunktion aber eine Qual. Darauf weisen viele Ärzte ihre Patienten nicht rechtzeitig hin, wie auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin in Mannheim berichtet wurde. Das Abschalten der Funktion im Sterbeprozess sollte frühzeitig  in die Patientenverfügung aufgenommen werden. Eine Information über das Abschalten, wenn der Patient bereits im Sterben liegt, ist viel zu spät. Mein Kongressbericht dazu ist in der Ärzte Zeitung erschienen.

10. April 2016
von FK
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Walter-Trummert-Preis erhalten

Mit großer Freude habe ich am 9. April 2016 den Walter-Trummert-Preis 2016 – den jährlich vergebenen Medizinpublizistik-Preis des Verbandes der Medizin- und Wissenschafts-Journalisten (vmwj) – entgegengenommen. Das war eine besondere Ehre für mich – für diesen Preis kann man sich nicht bewerben, er wird für besondere Verdienste im Bereich der Medizinpulizistik vergeben. Ein Ansporn, weiter zu machen, immer noch besser zu werden und mit Schwung auch Neues anzugehen. Danke schön!